2 Jahre Pankow gegen Verdrängung – über 100 Nachbar*innen bei Mieterversammlung
Mai 17, 2025

Am Freitag, den 16. Mai 2025, fand im BVV-Saal an der Fröbelstraße die 4. große Mieter*innenversammlung von Pankow gegen Verdrängung (PgV) statt. Über 100 Nachbar*innen kamen zusammen, um sich über ihre Wohnsituationen auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsam neue Strategien gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn zu entwickeln. Die Versammlung stand zugleich im Zeichen eines besonderen Jubiläums: Zwei Jahre PgV – zwei Jahre organisierter Widerstand gegen hohe Mieten, auslaufende Sozialbindungen und Eigenbedarfskündigungen. In dieser Zeit hat sich unsere Mieter*inneninitiative eine starke Stimme erkämpft – wir sind präsent in der Presse, in der Politik und auf der Straße.

Zu Beginn der Mieter*innenversammlung stellte sich PgV vor: Wie wir arbeiten, was wir erreicht haben und wie neue Aktive mitmachen können. Unsere Stärke liegt in solidarischen Hausgemeinschaften, in gegenseitiger Unterstützung bei Wohnungsbesichtigungen und Gerichtsverfahren sowie in unserer offenen, dynamischen Struktur: Bei uns kann jede*r etwas beitragen und sich beteiligen.

Zwei Gäste sprachen über die politische und rechtliche Dimension des Kampfes gegen Verdrängung:

  • Cornelius Bechtler, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, betonte die Herausforderungen auf kommunaler Ebene, insbesondere bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.
  • Dr. Ulrike Hamann-Onnertz, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, erläuterte rechtliche Schutzmechanismen für Mieter*innen und warnte vor systematischen Lücken bei der Umwandlung und Mietpreisgestaltung.

Im zweiten Teil der Versammlung ging es in kleineren Gesprächsrunden um konkrete Themen:

  • Eigenbedarfskündigungen und die Unsicherheit, die sie bei vielen Mieter*innen verursachen. Sie bedeuten oft nicht nur den Verlust der Wohnung, sondern reißen Menschen aus ihrem sozialen Umfeld. Aus unseren Erfahrungen in der Prozessbegleitung wissen wir: Eigenbedarf wird nicht selten instrumentalisiert – etwa als Mittel zur Zweckentfremdung oder um Druck auf Mieter*innen auszuüben. Es braucht dringend besseren rechtlichen Schutz vor solchen Kündigungen.
  • Mieterhöhungen & Mietwucher – u.a. den Missbrauch von Staffelmietverträgen zur Mieterhöhung und Mietpreisüberhöhungen, die beispielsweise aus der unzulässigen Nutzung von Merkmalen wie guter ÖPNV-Anbindung durch Wohnungsunternehmen resultieren. Viele Betroffene zeigen Mietwucher nicht an – aus Angst vor Nachteilen und weil sie sich vom Verfahren wenig versprechen.
  • Zweckentfremdung & möbliertes Wohnen auf Zeit, die soziale Strukturen zerschlagen und das Miteinander im Kiez belasten. In betroffenen Häusern machen sich ständiger Wechsel und die Folgen von Party-Tourismus sowie fehlende Verantwortung und die Verwahrlosung von Häusern bemerkbar.

Durch die Gespräche wurde deutlich: Viele sind betroffen – etwa ein Drittel der Anwesenden zahlt bereits mehr als 30% ihres Einkommens für Miete. Der gemeinsame Austausch gab Mut, Wissen und neue Ideen weiter.

Wie geht es weiter?

PgV soll wachsen: Mehr Menschen, mehr Sichtbarkeit, mehr Druck. Die Landtagswahl 2026 ist dabei ein wichtiger Bezugspunkt – wir wollen Verdrängung zum politischen Thema machen.

Wir bedanken uns bei allen, die da waren, und bei allen, die sich engagieren! Unser Kiez ist kein Geschäftsmodell. Unsere Wohnungen sind unser Zuhause. Und wir bleiben alle!

 

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht unter: https://pankow-gegen-verdraengung.de/