Protest gegen hohe Heizkosten in Tempelhof: 220 Mieter*innen lehnen Angebot von Vonovia ab
Okt. 6, 2025

In Berlin-Tempelhof haben am 01.10.2025  Mieter*innen in einer Protestaktion ein Schreiben an Deutschlands größten Vermieter übergeben. 220 Mieter*innen in der Siedlung am Tempelhofer Damm lehnen damit ein Angebot von Vonovia ab, gegen eine einmalige Geldzahlung das sogenannte Wärmecontracting zu akzeptieren. Sie wollen sich weiter gegen die unverhältnismäßig hohen Heizkosten wehren. In einem Schreiben der Mieterinitiative Tempelhof wird der Konzern dazu aufgefordert, nur die tatsächlichen Kosten der Wärmeversorgung zu berechnen und eine sozial verträgliche Wärmeversorgung für die Zukunft sicherzustellen.

Die Sprecher*innen der Initiative besuchten dazu das lokale Vonovia Büro in der Boelckestr. mit Schildern, auf denen zu lesen war: „Preisgleitklauseln? Nein danke!“, „Schluss mit der Heizungsmisere!“ sowie „Wir stehen zusammen für soziale Heizkosten!“. Tanja Danlowski, Sprecher*in der Mieterinitiative Tempelhof fasst die Anliegen wie folgt zusammen:

„Es ist ein Skandal, dass wir tausende Euro nachzahlen sollen, weil Vonovia Verträge zu unserem Nachteil geschlossen hat. Jetzt will Vonovia uns dazu bringen, diese Praxis gegen eine einmalige Zahlung zu akzeptieren. Wir verzichten lieber heute auf das Geld von Vonovia, damit wir auch morgen noch unsere Heizkosten bezahlen können. Wir sind viele und wir wehren uns gegen die Heizungsmisere!“

Mieter*innen demonstrieren im Januar 2024 am Tempelhofer Damm gegen explodierende Heizkosten.

Nach Erhalt der Heizkostenabrechnung für 2022 sahen sich die über 600 Mietparteien im Süden Berlins mit Nachzahlungen von bis zu 9000 Euro konfrontiert. Grund für die Kostenexplosion waren nicht nur real gestiegene Gaspreise, sondern vor allem das sogenannte Wärmecontracting. Dabei wurde die Wärmeversorgung von Vonovia an einen externen Dienstleister ausgelagert und die Preisberechnung orientierte sich nicht an den realen Kosten der Wärmeproduktion, sondern u.a. an der Preisentwicklung an der Börse.

320 Mieter*innen legten Ende 2024 gemeinsam Widerspruch gegen das Wärmecontracting ein. Im März 2025 urteilte das Amtsgericht Kreuzberg in erster Instanz, dass ein Mieter die Nachzahlung wegen Fehler in der Abrechnung nicht leisten muss. Daraufhin legte Vonovia allen Mieter*innen ein Angebot vor, welches eine einmalige Reduzierung der Nachforderungen vorsieht. Allerdings müssten sie im Gegenzug das Wärmecontracting und seine Folgekosten akzeptieren. Die drohende Gefahr zukünftiger Mehrkosten motivierte 220 Mieter*innen nun dazu, das Angebot des Konzerns kollektiv zurückzuweisen.

„Wir sehen in Vonovias Angebot eine große Gefahr: dem Contracting zuzustimmen hieße, jedes Jahr wieder Angst davor zu haben, dass ein neuer Heizkostenhammer kommt. Wir wollen eine faire und bezahlbare Wärmeversorgung und keine kurzfristige Beruhigungspille“, sagt Sprecher Kaspar Röttgers.

Die Mieter*innen fordern den Konzern in dem Schreiben auf, eine Modellprojekt für eine faire und nachhaltige Form der Wärmeversorgung zu entwickeln und eine einvernehmliche Lösung von unabhängigen Gutachtern prüfen zu lassen. Zudem fordern sie, die Heizkostenabrechnungen für 2022 und 2023 zu korrigieren und lediglich die tatsächlichen Kosten der Eigenversorgung zu berechnen.

„Wir machen Vonovia ein faires Gegenangebot. Wir wollen einen Ausgleich mit gleichen Bedingungen für alle und eine nachhaltige und faire Lösung, die überhöhte Kosten durch undurchsichtige Preisklauseln ausschließt. Wir sind bereit für einen Deal!“. Sollte Vonovia dazu nicht bereit sein, werden wir auf dem juristischen Weg unsere Rechte durchsetzen und das Wärmecontracting zu Fall bringen.“ so Kaspar Röttgers.